Liebe Leser:innen des Magazins, in der vergangenen Ausgabe hat der Gastbeitrag von Prof. Georg Lind, Konstanz, einige Leser:innenbriefe ausgelöst. Wir bedauern die Irritation durch den Artikel, wir freuen uns jedoch auch, wenn Sie, liebe Leser:innen uns Ihre Meinung sagen. Gerne auch in Zukunft! Wir möchten Ihnen die Reaktionen nicht vorenthalten. Lesen Sie in Auszügen und anonymisiert einige der Stellungnahmen: DIE FRAGEN STELLTE Sabine von Varendorff magazin: Lieber Herr Professor Lind, Sie ha- ben in einem Ihrer jüngsten Interviews gesagt, dass „hohe Ideale wie Moral und Demokratie“ nicht durch Appelle zu erreichen sind. Sie meinen: „Sie können nur dadurch verwirklicht werden, indem wir die Fähigkeit der Menschen fördern, die Konflikte und Probleme, die sich zwangsläufig aus ihrer Umsetzung ergeben, allein durch Denken und Diskussion zu lösen. Sonst greifen sie zu unmoralischen Mitteln wie Gewalt, Betrug oder Unterwerfung unter autokratische Führer oder sie wenden sich am Ende enttäuscht gegen diese Ideale.“ Damit beschreiben Sie ganz gut die Situation, wie sie die Öffentlichkeit gerade in Sachen Corona mit all ihren Folgen erlebt. Was denken Sie, wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen? Dr. Georg Lind (GL): Danke für Ihre gute Fra- ge. Bei „Entwicklung“ kommt es darauf an, an wen wir denken. Mehr an die Opfer oder mehr an die Nutznießer? Zu beiden gibt es etwas zu sagen, wobei ich mich hier kurzfassen muss. Ausführlicher habe ich schon in verschiedenen Publikationen Stellung genommen und schreibe dazu gerade einen Artikel. Zu den Opfern, also uns Bürgern, ist zu sagen, dass diese Entwicklung nicht diesen verhäng- nisvollen Verlauf genommen hätte, wenn wir alle oder wenigstens eine große Mehrheit die Fähigkeit zum selbst Denken und zur Ausein- andersetzung mit unterschiedlichen Meinungen hätten entwickeln können. Viele Bürger sind davon überfordert, weil sie diese Fähigkeit nicht haben ausbilden dürfen. Besonders die Schulen wären der richtige Ort, um diese Fähigkeit zu fördern. Aber sie bietet den Heranwachsenden VON Opfern UND Nutz nießern Professor Georg Lind, Professor für Experimental- psychologie (em.), zum Umgang mit der Pandemie und ihren Folgen 7 ZU GAST kaum Gelegenheit, diese anzuwenden und zu üben. Stattdessen werden sie zu Untertanen erzogen, die sich nicht trauen, Fragen zu stellen. Sie akzeptieren fraglos alles, was in den Medien steht und was die Politiker sagen. Studien zei- gen, dass diese Fähigkeit, die wir fachlich „Mo- ralkompetenz“ nennen, bei den Bürgern unter dem Minimum liegt, das man heute braucht. Die Entwicklung war also abzusehen. Auch bei den Nutznießern treffen wir auf einen moralischen Notstand. Sie haben dieses Spiel schon oft mit uns, mehr oder weniger er- folgreich getrieben. Sie warnen immer wieder vor Viren-Epidemien, die sich später als gewöhnliche Grippe oder schlichte Infektionen herausstellen, die verschwindend geringe Opferzahlen haben. Die Nutznießer sind in erster Linie die großen Pharmakonzerne, die durch diese Fehlalarme große Mengen Steuergelder bekommen, um Tests, Medikamente und Impfstoffe zu entwi- ckeln, die dann meist aufwändig vernichtet wer- den müssen, weil sie nicht gebraucht werden oder selbst mehr Krankheiten verursachen als das Virus, das sie angeblich bekämpfen. So forderte die so genannten Schweinegerippe in Deutsch- land kaum Opfer, weil sich die meisten hier der Impfung verweigerten. In Schweden hingegen sind viele an der Impfung schwer erkrankt, weil dort Impfpflicht bestand. Offenbar haben die Schweden jetzt daraus gelernt. Weitere Nutznießer sind die Empfänger von Pharma-Geld, wie Politiker und Medien, die uns ständig verkünden, wie groß die Segnun- gen der Pharmaindustrie sind. Noch vor einem halben Jahr haben viele um Karriere und Exis- tenz gebangt. Der Viren-Wahn hat ihnen jetzt unverhofften Auftrieb gegeben. Zeitungen wie der Spiegel und die Zeit haben große Summen von der Gates-Stiftung bekommen und singen seitdem regelmäßig Loblieder auf Gates und seine Pharma-Investitionen, ohne den Interes- senkonflikt offen zu legen. Auch viele Experten warnen wunschgemäß vor Covid-19 und werben für Impfmittel, ohne offen zu legen, dass sie bei Pharma-Unternehmen angestellt sind oder von ihnen Geld für ihre Forschung erhalten. Auch hier konnten wir die Entwicklung auf- grund unserer Forschung absehen. Unsere Längs- schnittstudie über Medizinstudierende in den 1980er Jahren zeigte, dass das Medizinstudium zu SAMARITERS TIF TUNG MAGA ZIN · 18/2020 einer Verringerung ihrer Moralkompetenz führt. Dieser alarmierende Befund wurde inzwischen in mehreren Studien weltweit bestätigt. Ich bin sicher, dass die krankhaft zu nennende Geldgier, die sich hinter dem Verhalten von Big Pharma verbirgt, Ausdruck einer zu wenig entwickelten Moralkompetenz ist. Die moralpsychologische Forschung von heute bestätigt, was Sokrates vor mehr als zweitausend Jahren schon wusste: Wer wirklich zu erkennen vermag, was moralisch richtig ist, kann gar nicht anders als moralisch richtig zu handeln. An dieser Erkenntnis mangelt es, weil unsere Schulen und Hochschule ihren Bildungsauftrag nicht erfüllen. Unterschätzen die Menschen die Gefahr, die von der Erkrankung ausgeht? GL: Nein, das Gegenteil ist der Fall. Die meis- ten Menschen überschätzen die Gefahr, sonst würden sie sich gegen das Tragen von Masken wehren, die nichts nutzen, aber den Träger schädigen. Unter den Masken sammelt sich nicht nur CO2 an, sondern auch die Mikroben, die unser Körper durch Ausatmen loswerden will. Ab einer bestimmten Konzentration macht das krank. Vom Covid-19 Virus geht für die wenigs- ten Menschen eine Gefahr aus. Es gibt sehr viel größere Gefahren für uns alle, gegen die nichts unternommen wird, wie z.B. die Vergiftung der Atemluft mit Feinstaub, Glasstaub (siehe oben) und Stickoxiden. Besonders gefährdet sind ja Menschen mit Vorerkrankungen oder im betagten Alter. Da ist es einerseits nachzuvollziehen, dass Träger sozialer Einrichtungen oder Verantwortliche in der Politik Maßnahmen ergreifen, um sie zu schützen. Allerdings greifen Besuchsverbote, Maskenpflicht und etliches andere mehr in die persönliche Freiheit dieser Menschen ein. Geht Schutz tatsächlich nur so? GL: Ja, es geht um Schutz. Aber dieser muss anders sein, sonst bewirkt er das Gegenteil. Schutz kann auch krankmachen. Den sehr alten Menschen mit schweren Krankheiten könnten wir wirksam helfen, indem wir ihr Immunsystem stärken. Aber auch hier wird meist das Gegenteil gemacht. Durch Einschließen dieser Menschen in Heimen und zuhause bekommen sie weniger Bewegung, Luft und Sonnenschein, also genau 30 Herzlichen Dank für das neue Online-Magazin. Die Beiträge wie immer interessant. Ein Beitrag er- hebt jedoch meinen emotionalen und christlichen Widerspruch – der von Prof. Dr. Lind. Grundsätzlich halte ich es für extrem wichtig, über die Auswir- kungen, auch die psychischen, der durch die Covid-Pandemie notwen- digen Maßnahmen zu diskutieren. Auch lebt die Wissenschaft dadurch, dass unterschiedliche Ansichten diskutiert werden (…) Ich sehe es jedoch gerade in der aktuellen, sehr aufgeheizten politischen Situation als geradezu fahrlässig an, dieses Interview mit Prof. Georg Lind als „Experte“ zu veröffentlichen. Ich muss sagen, dass ich fas- sungslos bin, wie eine solche Mei- nung unkommentiert veröffentlicht werden kann. Den Artikel empfinde ich weder als polarisierend noch als beleidi- gend. Schade, dass Sie sich davon distanzieren, ihn gedruckt zu haben. Das ist m.E. ein Schlag in das Gesicht von allen – die die gültigen Richtlinien im Umgang mit der Co- rona-Krise befolgen und umsetzen. Dieses Interview stellt alles in Frage, was wir in den letzten Mona- ten erarbeitet und erreicht haben! Mit Entsetzen habe ich das In ter view mit Prof. Lind in Ihrem Magazin gelesen. Es geht mir um die Behauptung, dass Masken nichts nutzen würden und gar den Träger schädigen würden. Die Aussage ist schlicht grober Unfug. Sie wird von „Aluhutträgern“ vertreten. Ich habe die Inhalte des Inter- views als in der letzten Zeit seltene Aufforderung empfunden, sich selbst Gedanken zu machen und Sachverhalte zu hinterfragen. Er steht ja, wie Sie selbst geschrieben haben, neben anderen Meinungs- artikeln. Vielfalt und verschiedene Meinungen sollten sich auch inner- halb der Samariterstiftung zeigen dürfen, so meine Ansicht. Und seien Sie gewiss, ich wer- de dieses Magazin aufgrund dieser Aktion nicht mehr lesen, nehmen sie mich bitte aus dem Verteiler. Ich habe das Magazin und ihren Brief erhalten. Sie nehmen in diesem Brief Abstand von dem Interview mit Prof. Lind. Ehrlich gesagt hat mich nicht das Interview, sondern ihr Brief sehr irritiert. In Ihrem Im- pressum steht „Artikel im magazin geben nicht immer die Meinung der Redaktion wieder“. Und jetzt wird das Interview zurückgezogen, weil es konträr zur Auffassung des Sa- mariterstiftes steht. Die Auseinan- dersetzung mit unterschiedlichen Meinungen gehört einfach dazu, wenn sie die Menschen „anregen“ möchten, hier von mir unterstellt, dass das Anregen zum Denken ge- meint ist, aber anscheinend liege ich da falsch. Ich habe das Interview mit Prof. Lind gelesen und mir hat es fast die Sprache verschlagen. Ich dachte, dass ein studierter und sicherlich intelligenter Professor der Psychologie genau wie viele Verschwörungstheoretiker:innen argumentiert, macht deutlich, dass Intelligenz für sich allein keine Vo- raussetzung für das Aushalten von Ambiguität und Unsicherheit ist.